Wer einen Blick in unser DVD-Regal riskiert, dem wird wird früher oder später eine Häufung von Filmen ins Auge fallen, die entweder von oder mit George Clooney sind. Ich gebe offen zu, ich bin ein Fan seiner Arbeit, weil sie sich von denen anderer Hollywoodgrößen unterscheidet. Seine Filme sind kritisch, politisch, manchmal ein wenig skurril und regen stets zum Nachdenken an. Okay, mit einer Ausnahme: „Batman and Robin“. Clooney sagte einmal selbst, dass er sich für diesen Film schäme.
Eine seiner besten Komödien sahen wir uns gestern Abend an. Die Geschichte von „O Brother, Where Art Thou?“ basiert auf Homers Odyssee. Frei interpretiert spielt sie im US-Bundesstaat Mississippi am Beginn der dreissiger Jahre des 20. Jahrhunderts. Drei ausgebrochene Sträflinge sind auf der Suche nach dem großen Schatz, dabei widerfährt ihnen das eine oder andere Abenteuer.
Die Coen-Brüder, unter dessen Regie dieser Film entstand, sind ein Garant für obskures Figurenkino. So auch hier. Die Charaktere sind aus dem Leben gegriffen: meist nicht besonders helle und weit weg von den Schönheitsidealen Hollywoods. Sie verlangen den Schauspielern einiges ab. Die Dialoge zwischen Everett (Clooney) und seinen Mitgefangenen sind köstlich. Er, der sich für gebildet hält, und stets um den Sitz seiner pomadisierten Haare besorgt ist, hat seine Not mit der einfachen und naiven Denkweise der anderen beiden. Das führt oft zu witzigen Situationen, bei denen man sich vor Lachen ausschütten möchte.
Das ganze wurde in eine Südstaaten-Kulisse eingebettet, die sich in einem eng begrenzten Farbraum bewegt. Gelbe, orange und braune Töne sind vorherrschend und übertragen auf diese Art die Hitze über der Landschaft und auch ein Gefühl für die damalige Zeit auf den Zuschauer. Unterlegt wurde das ganze mit einem sensationellen Soundtrack, der ausschließlich aus Songs der zwanziger und dreissiger Jahre besteht und das Südstaaten-Gefühl unterstreicht.
Das Ende der Odyssee überrascht genauso, wie die vielen kleinen Parallelen zu Homer Epos. Da gibt es Sirenen und Zyklopen, da wird Bezug genommen auf christlichen Fanatismus und den Ku-Klux-Klan, korrupte Politiker entlarvt und die moderne Welt vorhergesagt.
Der Film kam bereits im Jahr 2000 in die Kinos, ich habe ihn seit dem schon oft gesehen und bin immer wieder gefangen von der Geschichte, der Musik und den wunderbaren Bildern.
Den Film sah ich damals in Brighton. Also in englischer Sprache. Als ich mit den englischen Bekannten aus dem Kino kam, fragte mich einer, wieviel ich denn verstanden hätte. Ich antwortete einigermaßen zaghaft: »streckenweise nur zwanzig Prozent«. Er lachte und meinte, er habe auch nur die Hälfte verstanden.
Die reden teilweise echt fürchterliche Redneck-Dialekte.
Ich weiß. Auch ich wollte mir den Film in der englischen Originalversion auf DVD ansehen und habe nach einer halben Stunde kapituliert. Wenn das ein deutscher Film wäre, würden die wahrscheinlich Bairisch, Alemannisch oder Plattdeutsch reden. :)