Alan Bennett, „Schweinkram – Zwei unziemliche Geschichten“
Das geht ja gut los! Das Jahr hat gerade begonnen und schon überfalle ich meine Blog-Leser mit Sauereien. :)
Als ich das Buch auspackte, sagte mein Mann gleich: „Das ist das Richtige für dich.“
Dem kann ich nicht widersprechen, er kennt mich eben. :)
Jetzt aber mal ernsthaft. Die beiden Geschichten drehen sich tatsächlich um „das Eine“, ohne jedoch schlüpfrig zu sein oder gar pornographisch. Bennett gelingt es, erotische Spannung zu erzeugen, ohne das Offensichtliche zu beschreiben. Die Worte klingen gewählt und wie es sich für einen Engländer eben gehört, ganz Gentlemanlike. So hat der Aufdruck auf der Buchrückseite, „Prüde Briten? Von wegen!“, durchaus seine Berechtigung, auch wenn sich der Leser nicht all zuviel davon erhoffen sollte, denn ins Detail geht der Autor nicht.
Ich möchte nicht viel über den Inhalt erzählen, denn das könnte das Lesevergnügen schmälern. Mir war vorher nichts über den Roman bekannt und ich war nach anfänglicher Verwirrung – Worum geht es hier eigentlich? – sehr schnell Feuer und Flamme. Nur soviel: „Mrs. Donaldson erblüht“ handelt von einer Witwe, die auf sehr ungewöhnliche Weise ihren Lebensunterhalt aufbessert. Als sie auch noch ein Zimmer in ihrem Haus an ein junges Pärchen vermietet, hat das unvorhersehbare Konsequenzen.
„Mrs. Forbes wird behütet“ ist eine Fünfecksgeschichte (in Anlehnung an Dreiecksgeschichte) und überrascht den Leser mit allerlei verzwickten Wandlungen.
Alan Bennetts britischer Humor ist scharfzüngig und unterschwellig aber stets treffend. Manche seiner Formulierungen sind einfach köstlich. Doch eines hat mich an dem Buch verwirrt. Jemand wie ich, der sich gerade mit Erzählperspektiven und Zeitformwechseln auseinandersetzt, hat am Anfang so seine Probleme. Denn der Autor hält sich so gar nicht an die Gesetze, die einem als Nachwuchsautor eingetrichtert werden. Da stehen drei Dialoge in einem Absatz, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stattfinden und dazwischen wechselt die Erzählperspektive mindestens zweimal. Das ist echt verwirrend, verleiht dem Ganzen aber einen besonderen Reiz. Wenn man sich daran gewöhnt hat, ist das sogar recht unterhaltsam. Aber wenn ich das als Anfänger genauso schriebe, würde ich vom Lektor wahrscheinlich einen mahnenden Verweis ernten. Da sieht man mal wieder, je etablierter man als Autor ist, desto mehr darf man sich herausnehmen.
Weil es aber amüsant und spannend geschrieben ist, bekommt das Buch dennoch von mir das Prädikat lesenswert. Außerdem ist der edle Leineneinband im Bücherregal durchaus hübsch anzusehen.