Lehrreicher Zahnarztbesuch …

… oder wie man sich als Anschauungsobjekt fühlt.

Gestern war ich beim Zahnarzt. Okay, der eine oder andere mag jetzt denken, das ist aber jetzt nicht so spannend. Ich würde auch nicht davon erzählen, wenn der Besuch nicht ein kleinwenig ungewöhnlich gewesen wäre.

Eigentlich war ich ja nur zur „professionellen Zahnreinigung“ da und plauderte zunächst ich ein wenig mit der ZFA (Zahnmedizinische Fachangestellte), bis sie loslegte. Und ich mich sofort fragte: Haben die ein neues Gerät für die Zahnsteinentfernung angeschafft? Denn das fühlt sich heute aber angenehm an. Nach ein paar Minuten stellte sich raus, das besagtes Handwerkszeug zwar neu war, aber nicht funktionierte. Nach ein paar vergeblichen Versuchen, das Gerät wieder in Gang zu bringen, wurde schließlich auf die althergebrachte Technik zurückgegriffen. Und ja, das Gefühl kannte ich dann wieder. Zwischenzeitlich streikte auch noch die Stuhlmechanik, aber ich bin ja bei sowas hart im Nehmen.

Irgendwann mittendrin tauchte dann an meiner Linken ein junges Mädchen auf. Aus der Begrüßung hörte ich heraus, dass es der Azubi war. Sofort wurde ich meines Amtes als “ Einwegsauger-Halterin“ enthoben. Und damit das „Kind“ auch was lernt, durfte sie auch noch mit ihrem eigenen Spiegel in meinen Mund herumwerkeln. So hatte ich nicht nur den Sauger, das Reinigungsgerät und den Spiegel der ZFA, sondern auch noch den Spiegel des Azubis im Mund. Und das, wo ich eh schon Probleme habe, den Kiefer weit genug aufzusperren. Aber okay, was macht man nicht alles für die Bildung der Jugend.

Denn ab jetzt wurde es erst richtig interessant. Die ZFA stellt dem Azubi nämlich Fragen zum Ablauf einer professionellen Zahnreinigung. Die Antworten kamen nur zögerlich und waren meist falsch. Wahrscheinlich war die Gute selbst noch nie bei einer Zahnreinigung gewesen. Denn selbst ich, die keine Ahnung von zahnmedizinischen Praktiken hat, hätte die Fragen locker aus reiner Erfahrung beantworten können. Noch interessanter wurde es, als es um die Details der Abrechnungspraktiken ging. Da wird zwischen einwurzligen und mehrwurzligen Zähnen unterschieden, verschiedene Faktoren eingesetzt, um an mehr Geld zu kommen. Und das diese je nach Freundschaftsgrad auf- oder abgerundet werden können. Auf meine Frage hin, ob ich noch etwas Wasser zum Spülen bekommen könnte, bekam ich die ironische Bemerkung, dass das dann aber auf meiner Rechnung extra abgerechnet würde. So ein bisschen Spaß zur Aufmunterung tut echt gut. Inzwischen fühlte sich mein Zahnfleisch nämlich an wie rohes Fleisch.

Nach einer knappen Dreiviertelstunde hatte ich dann alles hinter mir. Inklusive der Fluorlackierung meiner Zähne, die bei mir jedes Mal ein Würgen provoziert. Ich freue mich jedenfalls schon auf die versprochene Rechnung.

Dennoch verließ ich mit einem positiven Gefühl die Praxis. Warum? Der Zahnarzt, dem ich beim letzten Besuch von meinem Roman erzählt habe, hat sich doch tatsächlich ein Exemplar bestellt.

Da war ich baff.

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