Ich habe es getan! Ich habe mir am Wochenende „Sisi“ angeguckt. Nein, nicht die „Sissi“-Filme mit Romy Schneider sondern die Neuauflage von 2009 mit Cristiana Capotondi und David Rott. Was sich schon anhand der Schreibweise des Titel erkennen lässt. Kaiserin Elisabeth schrieb sich selbst nämlich nur mit einem „s“ in der Mitte.
Die zweiteilige Koproduktion von ZDF, ORF und RAI ist eine prunkvoll inszenierte und bestens besetzte Neuverfilmung, die so gar nicht die Klischees der alten Sissi-Filme bedient. Und das ist auch gut so. Dieser Film ist eher als ernsthafte Auseinandersetzung mit der wahren Geschichte der Kaiserin Elisabeth gedacht. Auch wenn es hier und da noch kleine Unterschiede zur Realität gibt, so kommt diese Verfilmung der wahren Sissi dennoch näher, als die romantisch verklärten Heimatfilme der 50er.
Erzählt wird die Lebensgeschichte der Österreichischen Kaiserin von 1853 bis zu ihrer Krönung als Königin von Ungarn 1867. Dabei wurde viel Wert auf Authentizität gelegt, und das nicht nur bei Handlung und Charakterisierung, sondern auch bei Kostümen und Kulissen. Der so entstandene Film verschlang elf Millionen Euro, eine stattliche Summe, die aber nicht vergebens war. Es sind die opulente Ausstattung und der Dreh an Originalschauplätzen, die der Geschichte einen passenden Rahmen verleihen und ihn zu einem Augenschmaus machen. Natürlich gibt es romantische Szenen, die sich aber nie in den Vordergrund drängen und in keinster Weise kitschig wirken. Es geht in diesem Streifen vielmehr um Sisi’s Emanzipation als Frau, ihr Kampf gegen die allgegenwärtige Schwiegermutter (gespielt von Martina Gedeck) und ihre Einflussnahme auf die Regierungsgeschäfte ihres Mannes.
Getragen wird das alles von einer Riege hervorragender Darsteller. Allen voran von der Italienerin Cristiana Capotondi, die die Unbekümmertheit der jungen Kaiserin sehr gut zu transportieren weiss, obwohl sie bei den Dreharbeiten bereits 29 Jahre alt war. David Rott als Kaiser Franz ist in der schmucken Uniform nicht nur optisch eine Augenweide, sondern verleiht der Figur seinen ganz eigenen jugendlichen Charme. Das er dabei vorrangig auf den Wiener Akzent verzichtet (Obwohl er das sicher perfekt hinbekommen hätte, schließlich hat er seine Schauspielausbildung in Wien absolviert.), empfinde ich als ein Pluspunkt. Mit viel Tiefe spielt er die Zerrissenheit von Franz zwischen den Zwängen der Monarchie, seiner Liebe zu Elisabeth und seiner politischen Verantwortung. Erwähnenswert sind aber auch Fritz Karl als Graf Andrássy und Herbert Knaup als Sisis Vater Herzog Max.
Mein Fazit: Der vielschichtige Zweiteiler (197 Minuten) ist eine gelungene Mischung aus Historiendrama und romantischer Unterhaltung, man könnte ihn fast als politischen Film einstufen, aber dass wäre dann doch zuviel des Guten.